Der Nikolaus

Heute ist es wieder einmal soweit, Nikolaus, Stiefel und Socken mit Süßigkeiten füllen usw., aber woher kommt eigentlich dieser Brauch und war Nikolaus ein Türke?

Über das Leben des historischen Nikolaus von Myra  gibt es nur wenige historisch belegte Tatsachen. Nikolaus sein Wirken hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass er als einer der wichtigsten Heiligen angesehen wurde.

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Der heilige Nikolaus ist in der Stadt Patara geboren worden. Sein Name ist griechisch. Die Region in Kleinasien, in der er lebte (um 300 n. Chr.; Geburtsjahr und Todesjahr werden nicht einheitlich angegeben), hieß Lykien. Er war Bischof von Myra, der Hauptstadt dieser Region. Sie gehörte zum Römischen Reich (nach der Reichsteilung zum oströmischen Reich/Byzanz).

Die Türken lebten ursprünglich in Zentralasien. Sie kamen zuerst im 11. Jahrhundert (Seldschuken) nach Kleinasien. Aus einem der daraus hervorgegangenen Fürstentümer entstand das osmanische Reich. Sehr viel später wurde daraus der Staat Türkei. Aus Myra ist der Ort Demre geworden, der in der Türkei liegt.

Die Nationalität bezieht sich richtigerweise auf die damaligen Zustände. Als ein Geburtsort des antiken Dichters Homer wird unter anderem Smyrna genannt. Weil aus Smyrna sehr viel später die Stadt İzmir geworden ist, die zur Türkei gehört, ist er aber nicht Türke. Immanuel Kant ist nicht Russe, nur weil Königsberg als Kaliningrad heute zu Russland gehört.

Soviel dazu aber feiern, warum?

Als historisch gesichert gilt, dass der Heilige Nikolaus ein Wohltäter der Armen war. Daneben ranken sich zahlreiche Legenden um sein Leben. In den Legenden tritt er immer als Retter in der Not auf.

Wenn der Nikolaus die Kinder am 5. oder 6. Dezember besucht, will er immer wissen: „Seid Ihr denn auch brav gewesen“? Wer das bejahen kann, bekommt vom Nikolaus eine Belohnung. Wer nicht so brav gewesen ist, wird vom Nikolaus getadelt. Dieses Brauchtum geht auf die Perikopenordnung der katholischen Kirche zurück, also der Festlegung der Bibeltexte für den Gottesdienst an jedem Tag. Am 6. Dezember wurde im Gottesdienst das Gleichnis der anvertrauten Talente vorgelesen: Jesus schildert, wie drei Knechten Talente (Geldstücke) entsprechend ihrer Fähigkeiten anvertraut wurden. Nach der Rückkehr des Herrn musste jeder Knecht Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hatte. Diejenigen, die die Talente vermehrt hatten, wurden von ihrem Herrn beschenkt. Deshalb werden heute alle Kinder, die über das Jahr hinweg brav waren (also: die etwas aus ihren Talenten gemacht haben) vom Nikolaus beschenkt.

„Schiffchensetzen“ nennt man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei dem Nikolausschiffe aus Papier gebastelt werden, in die Nikolaus seine Gaben legen soll. Hintergrund: Aufgrund der Legende der Rettung der Seeleute ist der Heilige Nikolaus der Schutzheilige der Seefahrer. Auch heute findet man auf vielen Handelsschiffen ein Bildnis von Nikolaus. Das Nikolausschiffchen wurde später durch Stiefel, Schuhe oder Strümpfe abgelöst, die am Nikolausabend von den Kindern vor die Tür gestellt werden und die über Nacht von ihm mit Süßigkeiten oder anderen Geschenken gefüllt werden. Dieser Brauch basiert auf der Legende von den drei Jungfrauen, die nachts von Bischof Nikolaus beschenkt wurden.

Ursprünglich war der Nikolaustag, der 6. Dezember, auch der Tag der Weihnachtsbescherung. Das galt bis ins 16. Jahrhundert. Erst nach der Reformation, als die Heiligenverehrung in protestantischen Gegenden unpopulär war, wurde die Bescherung in vielen Ländern auf den Weihnachtstag verlegt. In Folge dessen wurde das Christkind in evangelischen Familien zum Gabenbringer – anstelle des Heiligen Nikolaus. Die Bescherung durch das Christkind ist heute auch in katholischen Gebieten üblich.

Das alles und noch viel mehr, aber ich lass das jetzt mal mit dem erzählen und Wünsche euch allen einen schönen Nikolaus (Ja eindeutig zweideutig, Moin Mädels 😉 ), einen tollen zweiten Advent und einen hoffentlich friedlichen Sonntag  🙂

 

Veröffentlicht von

Uwe

Bevor man unter den Torf kommt erlebt man einiges im Leben

2 Gedanken zu „Der Nikolaus“

  1. Vielen Dank für die erschöpfende Hintergrundaufklärung. Früher – ja früher, als es noch teilweise bitterkalte Winter gab, da haben mein Bruder und ich immer unsere Stiefel drinnen auf den Fenstersims gestellt und wenn wir wach wurden, roch es im Zimmer nach Tanne, und wir fanden Nüsse, Mandarinen, Apfel, Schokoladenherzen oder Printen im Stiefel. Und ganz langsam kroch dann der Morgen herauf. Es es war immer eine wohlige Wärme im Morgengrauen im Zimmer, denn der Kachelofen war geheizt.

    Die Gebräuche haben sich wohl nicht geändert, nur die Nikolausgaben. Mit einem gefüllten Stiefel kann man heutzutage kaum Eindruck schinden, wenn erstens ab dem 31. August in sämtlichen Geschäften die Weihnachtssachen aufgebaut werden und zweitens keine aufwendigen Geschenke rüberwachsen.

    Als meine Kinder klein waren, habe ich es so für sie weitergeführt, wie es bei uns zuhause war. Und sie haben es auch so übernommen, bei ihren eigenen so zu verfahren. Und nun sind auch die Enkelkinder erwachsen – sie haben noch keine Kinder. Aber ich glaube, wie unsere Nikoläuse so waren, so wird es weitergehen. LG Und einen gemütlichen Sonntag, Hildegard

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